Am Tresen mit Manolo - El bombo de Espaa 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-03

2010 ver­legte ich meinen Wohn­sitz für einige Wochen ins spa­ni­sche Valencia. Natür­lich durfte ein Besuch im alt­ehr­wür­digen Mestalla-Sta­dion nicht fehlen. Das Spiel gegen Real Madrid erfüllte alle Erwar­tungen. Doch das eigent­liche High­light sollte erst nach dem Spiel folgen.

Nach Ende der Partie wollte ich den Spieltag“ bei einem Bier­chen aus­klingen lassen und folgte einer kleinen Gruppe Fans, die eine Kneipe in unmit­tel­barer Sta­di­onnähe ansteu­erte. An der Fas­sade begrüßte mich bereits eine Trommel von impo­santem Ausmaß mit der Auf­schrift: El bombo de España – Manolo“. Er hat also ein Zuhause. Ich betrat die eher mäßig gefüllte Kneipe und staunte nicht schlecht: die Decke lückenlos bepflas­tert mit Fan­schals unter­schied­lichster Ver­eine, eine überaus beacht­liche Zahl an Trom­meln, die Wände voller hand­be­schrif­teter Bilder und in jedem Winkel des Raumes ein Fern­seher – selbst­ver­ständ­lich auch ein sepa­rater für den Wirt selbst. Der viel­leicht größte, zumin­dest aber wohl bekann­teste Fuß­ballfan der Welt, hat sich hier einen Garten Eden des Fuß­balls erschaffen. Hinter dem Tresen: El bombo de España“ höchst­selbst.

Manolo bestellte extra für uns die Spiele der Pre­mier League

Ich besuchte diesen hei­ligen Ort“ in den fol­genden Wochen immer wieder. Einmal kam ich mit einigen befreun­deten Eng­län­dern in der Hoff­nung eine Pre­mier League-Partie sehen zu können. Leider liefen ledig­lich die Spiele der Pri­mera Divi­sion, doch der Haus­herr sah uns unsere Ent­täu­schung anschei­nend sofort an, nahm Kon­takt zu uns auf und ent­schwand dar­aufhin ans Telefon. Er orderte kur­zer­hand den ent­spre­chenden Pay-per-View Kanal. Als Zei­chen der Dank­bar­keit tranken wir reich­lich, bezahlten letzt­lich aber nur rund zehn Euro. Manolo, der große Fuß­ball­kom­mu­ni­kator hatte unsere Herzen spie­le­risch gewonnen.

Wenn Valencia Aus­wärts­spiele bestreitet, kann man in aller See­len­ruhe das Spiel am Fern­seher ver­folgen. Mit statt­lich geklei­deten Herren älteren Semes­ters, die ihre Anzüge aus den 70ern spa­zieren tragen. Tapas essend, Bier trin­kend, rau­chend und alters­weise vor sich hin­schimp­fend. Spielt Valencia jedoch zuhause, sucht man die alte Garde“ ver­ge­bens. Dann ver­wan­delt sich Manolos Bar zu einer Art Wall­fahrtsort für sämt­liche Anhänger der Gäs­te­mann­schaft. Manolo ist in erster Linie Fan des Fuß­ball­sports an sich, in zweiter Linie der zwölfte Mann der spa­ni­schen Natio­nal­mann­schaft und somit eine Art Natio­nal­hei­ligtum. Die Men­schen stehen – kein Witz – Schlange, um einmal ein Wort mit ihm zu wech­seln, ihm die Hand zu schüt­teln oder ein Foto zu machen. Gerade bei den hüb­schen Spa­nie­rinnen („guapa!“) lässt sich der alte Char­meur nicht zweimal bitten.

Auf den Spuren eines Fuß­ball­ver­rückten

Wer sich die Zeit nimmt das hand­ge­machte Fuß­ball­mu­seum genauer unter die Lupe zu nehmen, ent­deckt neben den Bil­dern des Haus­herren mit Größen aus Sport, Show und Politk auch Son­der­bares. So erhielt der Chef-Trommler für seine reprä­sen­ta­tiven Dienste u.a. bereits eine Art Rit­ter­schlag vom spa­ni­schen König. Ob es jemals einen eng­li­sche Fuß­ballfan mit einer ähn­li­chen Aus­zeich­nung geben wird, darf bezwei­felt werden. Einen ver­gleichs­weise schrägen Ein­druck hin­ter­lässt die deut­sche Pro­mi­nenz“. So ist tat­säch­lich der ein­zige deut­sche Spieler, mit dem Manolo posiert, Hansi Müller, dar­über hinaus kann man eine Auto­gramm­karte mit per­sön­li­cher Wid­mung von den Jakob-Sis­ters bewun­dern. Bild­un­ter­schrift: very famous german showact“ – pas­sen­der­weise gegen­über des Toi­let­ten­aus­gangs posi­tio­niert.

Im März kam dann tat­säch­lich mein Verein“, der SV Werder Bremen, zum Europa-League-Schlager in die Stadt. Ich orderte per Post einen Wimpel und übergab ihn Manolo vor Spiel­be­ginn. So kam auch ich zu meinen Foto. Meine Freundin wurde natür­lich mit aufs Bild beor­dert und zusätz­lich noch mit Fan-Acces­soires umgarnt. Es ent­wi­ckelte sich ein leb­hafter Dialog zwi­schen den beiden und ich sah die Dame meines Her­zens in den dunklen Augen des Flirt-Alt­meis­ters ver­sinken. Ich konnte es ihr nicht ver­denken. Dieser Mann lebt seinen Traum. Er schaut Fuß­ball und redet dar­über, er schenkt Bier aus und trinkt selbst genüss­lich mit. Und vor allen Dingen: er bringt mit seiner Trommel Men­schen auf der ganzen Welt fast um den Ver­stand. Die Leute lieben Manolo.

Ich hin­gegen musste mich der­weil mit einem Hand­schlag zufrieden geben. Sei es drum. Zum Abschied rief er mir quer durch den ganzen Laden Adios Amigo“ hin­terher. Irgendwie auch ein Rit­ter­schlag.

ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeRonq1vsSsnKdlnZ7BbrnAp6alp19pfXaBmG4%3D